english

Pressemitteilung vom 15.03.2007

LMBV flutet Tagebau – Neuer See für’s Seenland

Minister Woidke startete Flutung des Ilse-Sees und eröffnete Besucherzentrum Lausitzer Seenland der IBA Fürst-Pückler-Land

Gemeinsame Presseinformation von LMBV und IBA

SPERRFRIST: 15.03.2007, 12:40 Uhr!!!

Großräschen/Senftenberg. Am 15. März 2007 um 12.20 Uhr startete Brandenburgs Umweltminister Dr. Dietmar Woidke gemeinsam mit Vertretern des Freistaates Sachsen, der LMBV, des Landesbergamtes, der IBA und der Städte Großräschen und Senftenberg offiziell die Flutung des ehemaligen Braunkohlentagebaus Meuro bei Großräschen (Niederlausitz). Bis voraussichtlich Mitte des nächsten Jahrzehnts wird hier Zentimeter für Zentimeter der bis zu 70 Meter tiefe und 771 Hektar große Ilse-See entstehen. Im Rahmen der Wiedernutzbarmachung von rund 60.000 Hektar vormaliger Braunkohleabbaugebiete in der Lausitz entstehen hier – aus der Vogelperspektive betrachtet – eine Vielzahl neuer „Blauer Augen“.

Ministerpräsident Platzeck bezeichnete in einer Presserklärung zu diesem Tag die Rekultivierung der Tagesbaue als eine „Leistung von historischer Tragweite. Hier wird aus einer Erblast der DDR die Zukunft einer ganzen Region geschaffen. Das ist gelebte Verantwortung des vereinten Deutschlands.“ Platzeck erinnerte daran, dass noch 1990 rund 30 Prozent des heutigen Landkreises Oberspreewald–Lausitz bergbaulich in Anspruch genommen waren. „Keine andere Bergbaugegend in ganz Deutschland ist so nachhaltig und so kreativ umgestaltet worden wie diese. Auf das Geleistete können alle, die daran aktiv mitgewirkt haben, stolz sein.“ Platzeck betonte die gute Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten.

Auch Staatssekretärin Andrea Fischer von der sächsischen Staatskanzlei und weitere Vertreter Brandenburgs und des Freistaats Sachsen waren beim heutigen Flutungsbeginn dabei. Damit demonstrieren beide Länder, dass sie das länderübergreifende Lausitzer Seenland gemeinsam entwickeln und vermarkten wollen. Dr. Mahmut Kuyumcu, Vorsitzender der Geschäftsführung der LMBV unterstrich: "Mit dem gemeinsamen Flutungsstart wurde nun ein weiterer Meilenstein in der Bergbausanierung gesetzt. Mit der Flutung des Ilse-Sees wird die 3. und letzte Phase der Braunkohlensanierung in der Lausitz eingeleitet. Zuvor standen die geordnete Stilllegung unwirtschaftlicher Betriebe sowie die Sicherung der Kippen und Böschungen im Mittelpunkt. Mit dem geplanten Gewässerverbund und seinen vielfältigen wassersportlichen Möglichkeiten wird diese Region schon im nächsten Jahrzehnt eine überregionale Ausstrahlung entfalten.“

Der Ilse-See hat bereits einen berühmten Vorgänger: Als erster bewusst gestalteter Bergbaufolgesee wurde ab 15.11.1967 mit dem Senftenberger See einer von heute 29 größeren Tagebauseen angelegt und geflutet. Mit der Flutung des Ilse-Sees geht die Verwandlung des zwischen Berlin und Dresden gelegenen Braunkohlereviers in Europas größte künstliche Seenlandschaft in ihre letzte Etappe. Insgesamt beläuft sich die Wasserfläche im entstehenden Lausitzer Seenland auf sächsischem und brandenburgischem Gebiet auf 14.000 Hektar. Die parallel zur Flutung laufenden Arbeiten der LMBV zur Verknüpfung der Bergbaufolgeseen mit hydraulischen Verbindungen und schiffbaren Kanälen sind für die weitere Entwicklung des Lausitzer Seenlandes von erheblicher Bedeutung.

Bereits seit Jahren werden am Ufer des zukünftigen Ilse-Sees die touristischen und städtebaulichen Weichen gestellt. Mit ihren stadtnahen Ufergrundstücken hat die Stadt Großräschen langfristige Entwicklungsperspektiven als „Stadt am See“ und positioniert sich als „Tor zum Lausitzer Seenland“. Als sichtbares Zeichen dieser Zukunft eröffnet ebenfalls am 15. März das neue „Besucherzentrum Lausitzer Seenland“ direkt am künftigen Ufer. Es wird in die IBA-Terrassen integriert, dem 2004 eröffneten zentralen Veranstaltungszentrum der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land. Von hier starten unter anderem geführte Touren auf den Grund des entstehenden Ilse-Sees. Schon 2005 wurde an den IBA-Terrassen eine Seebrücke eingeweiht, die seitdem in die noch trockene Grube Meuro ragt.

Die IBA begleitet seit 2000 von Großräschen aus den Landschafts- und Strukturwandel in der Region. Mit derzeit 25 Projekten setzt sie wirtschaftliche, künstlerische und ökologische Impulse. Zu den bekanntesten Projekten der IBA gehören neben den IBA-Terrassen auch schwimmende Häuser auf den neuen Seen und das Besucherbergwerk F60 bei Lichterfeld. Die IBA entwickelt Konzepte und Projekte für den Erhalt und die Umnutzung von Industriekultur, für den Stadtumbau und die touristische Entwicklung der Bergbaufolgelandschaft. Eines dieser Projekte ist das neue Besucherzentrum für das Lausitzer Seenland. Es symbolisiert die ideenreiche Verknüpfung zwischen Braunkohlenbergbau, Bergbausanierung und touristischer Nachnutzung. „Mit dem Ilse-See erhält die Seenkette ein echtes Schmuckstück. Für Brandenburg und Sachsen ist das Lausitzer Seenland schon jetzt eine Erfolgsgeschichte im Strukturwandel – und nirgends wird der Wandel vom Braunkohlerevier zum Freizeitparadies so anschaulich wie im neuen Besucherzentrum Lausitzer Seenland direkt am Ufer des Ilse-Sees“, so IBA-Geschäftsführer Prof. Rolf Kuhn.

Zum Hintergrund

Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) ist seit 1994 als Projektträgerin für die Wiedernutzbarmachung der nicht privatisierten Braunkohleareale im Auftrag des Bundes und der ostdeutschen Braunkohleländer tätig. Die LMBV betreut insgesamt 172 Bergbaufolgeseen mit einer Gesamtfläche von 29.883 Hektar. Davon liegen 111 in der Lausitz (16.446 Hektar) und 61 in Mitteldeutschland (12.390 Hektar). Davon werden mit Fremdwasser insgesamt 46 Seen geflutet (18 in Mitteldeutschland und 28 in der Lausitz). Durch Grundwasserwiederanstieg entstehen bzw. sind 72 Seen. (42 in der Lausitz; 30 in MD) entstanden. Bei weiteren 54 Tagebaurestlöchern ist der Grundwasserwiederanstieg bereits abgeschlossen, davon liegen 13 in Mitteldeutschland und 41 in der Lausitz.

153 Mio. Kubikmeter Wasser wird der künftige Ilse-See in den kommenden elf Jahren aufnehmen. Mit den Massenbewegungen zur Böschungssicherung und -gestaltung und der Außerbetriebnahme der Hauptwasserhaltung im Tagebau wurden im Jahr 2006 die Voraussetzungen für die Flutung geschaffen. Gleichzeitig wurde die Flutungsleitung mit einer Länge von 3.536 Meter von der Grubenwasserreinigungsanlage Rainitza zum Tagebaurestloch fertiggestellt. Für die Fremdflutung des Tagbaues Meuro wurde auch die technische Leistungsfähigkeit der zuliefernden Grubenwasserreinigungsanlage Rainitza auf künftig max. 120 m³/min erhöht. Das übergehobene Wasser aus dem Restloch Sedlitz wird in dieser Anlage aufbereitet und dann über ein 1,20 Meter breites Rohr in die Grube geführt. Circa zwanzig Minuten benötigt das Wasser für seinen Lauf bis zum Einlaufbauwerk. Im Restloch der Grube ist gegenwärtig bereits ein Wasserstand von sechs Metern (zur Zeit bei 52 mNN) durch zuströmendes Grund- und Oberflächenwasser zu messen. Das zur Flutung als Einlauf erbaute Tosbecken, rund 60 mal 30 Meter groß, liegt auf einer Höhe von 65,5 mNN, so dass das Flutungswasser von dort noch einmal rund 12,5 Meter tief in den Restsee hinabfließt.

zurück

letzte Änderungen: 26.1.2017 13:13