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Pressemitteilung vom 08.07.2006

Neu erschienen: REKULA-Dokumentation „Landschaften verwandeln"

Empfehlungen am Beispiel dreier industriell gestörter Landschaften in Europa“

Am Freitag, 7. Juli, stellten die Internationale Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land und das Stadtbüro Hunger im Deutschen Architektur Zentrum (DAZ) in Berlin die Abschlussdokumentation des deutsch-italienisch-polnischen Projekts REKULA („Restrukturierung von Kulturlandschaften“) vor. In der Dokumentation präsentiert die IBA als Lead-Partner die Ergebnisse des drei Jahre (2003 bis 2006) laufenden Projekts. Hier tragen die Projektpartner aus Deutschland, Italien und Polen ihre Erfahrungen im Umgang mit industriell gestörten Landschaften zusammen und geben übertragbare Empfehlungen für andere Regionen mit ähnlicher räumlicher Ausgangssituation. Das großformatige, 150-seitige Buch mit zahlreichen Abbildungen wurde vom Stadtbüro Hunger (Berlin) im Auftrag der IBA gestaltet. Es liegt nun auf deutsch, italienisch, polnisch und englisch vor und ist gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro (zzgl. Versandkosten) direkt bei der IBA oder im Buchhandel (ISBN 3-9809844-2-7) erhältlich.

Unter dem gleichen Titel liegt auch eine multimediale Präsentation auf DVD vor. Diese enthält Beschreibungen der Pilotprojekte in den drei beteiligten Ländern, Konferenzunterlagen, Vorträge, Exkursionsfotos der fünf Workpackages (Instrumente, Siedeln, Wasser, Energie und Verkehr) und Darstellungen der Projektpartner. Die DVD kann ab Mitte Juli gegen eine Schutzgebühr von 3 Euro bei der IBA bezogen werden.

Zusammenfassung:
„Das Verwandeln von Landschaften beginnt in unseren Köpfen. Von unseren Empfindungen hängt es ab, wie wir eine Landschaft beurteilen und verändern. Wir sehen sie nicht nur, sondern wir können sie hören, riechen, fühlen: das Rauschen des Meeres, den Duft von Wiesen, die Elastizität des Waldbodens. Auch Empfindungen Landschaften gegenüber können sich wandeln. Ein europäisches Gebirge, die Alpen, sind dafür ein gutes Beispiel. Im Mittelalter noch eine abschreckende, sind sie heute eine überaus anziehende Region. Aber wie empfinden wir eine Landschaft, in der es rattert, staubt, nach Abgasen riecht? Wo großflächig gebaut und abgebaut, versiegelt und aufgerissen wird?

Auch Industrielandschaften sind ein Teil menschlicher Kultur, und spätestens nach dem Ende der Industrien stellt sich die Frage nach ihrer weiteren Existenz. Können auch sie zu anziehenden Regionen werden?

Das durch die EU organisierte und finanzierte INTERREG III B-Programm machte es möglich, dass über drei Jahre die Regionen Venetien in Italien, Oberschlesien in Polen und Niederlausitz in Deutschland zum Thema „Restrukturierung von Kulturlandschaften (REKULA)“ zusammenarbeiteten und ihre Ergebnisse in Buchform zusammenfassten. Neben den drei Partnerregionen wurden ständige und zeitweilige Experten mit ihren Erfahrungen zum europäischen Landschaftswandel einbezogen.

In diesem Buch ist Venetien als eine weiterhin diffus wachsende Region beschrieben, in der – mit ökologischem Schwerpunkt – ein Eingriff vor dem Wachstumskollaps erforderlich ist. Dazu wurde ein Pilotprojekt zur Nutzung von Kiesgruben zur Wasserspeicherung konzipiert.

Die Niederlausitz hat ihre industrielle Übernutzung hinter sich, ist derzeit eine stark schrumpfende Region und braucht neue wirtschaftliche Impulse. Das Pilotprojekt hat deshalb mit der Erprobung einer geschütteten und nachbergbaulichen Fläche zur Erzeugung regenerativer Energie einen ökonomischen Fokus.

Oberschlesien ist eine gleichzeitig wachsende und schrumpfende Region, die reicher und ärmer wird, die ab- und aufbaut, Menschen motiviert oder im Stich lässt. Die Landschaft, auch die Stadtlandschaft, kann da eine ausgleichende Funktion ausüben, weshalb das oberschlesische Beispiel mit der Sanierung einer verschlissenen Werkssiedlung ein soziales Pilotprojekt in Gang setzte.

Die drei Beispielregionen decken ein großes Spektrum europäischer Landschaftstypen ab. Hier erprobte und im Buch beschriebene Prinzipien zum Umgang mit industriell oder zivilisatorisch gestörten Landschaften sind deshalb europaweit anwendbar, jedoch dort am nutzbringendsten, wo Gesellschaften und damit auch Landschaften sich in einer dynamischen Veränderungsphase befinden.

Dr. Bernd Hunger im Resümee des Buches:
„Wenn die dargestellten Prinzipien der Restrukturierung gestörter Landschaften breite Anwendung finden, hat Europa große Chancen, mit der nachhaltigen Gestaltung seiner Landschaftssysteme eine weltweite Vorreiterfunktion einzunehmen. Der Prüfstein hierfür wird sein, wie es gelingt, durch vorausschauende Reparatur und Eingriffe in den Wachstums- wie Schrumpfungsregionen nicht nur den Kollaps des Ökosystems zu vermeiden, sondern dessen Zukunftsfähigkeit und Gestaltqualität zu sichern.“ Hintergrund: Das Projekt REKULA wird von der Europäischen Union im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative INTERREG-III-B-CADSES aus EFRE-Mitteln kofinanziert. Es wire unterstützt durch das Land Brandenburg, speziell durch die Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg. www.rekula.net www.iba-see.de www.stadtbuerohunger.de

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