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Pressemitteilung vom 08.04.2005

Vergangenheitsbewältigung im Theater

Inszenierung in Braunkohlegrube durch umgesiedelte Bewohner

Großräschen. Vor 15 Jahren verschwand das Dorf Bückgen im Braunkohle-Tagebau. Am 15. und 16. April 2005 wird Bückgen wieder auferstehen. Ehemalige Bewohner des Ortes im Niederlausitzer Revier inszenieren das Theaterprojekt „Alles Verloren – Alles Gewonnen?“ des schweizer Regisseurs Jürg Montalta - am Originalschauplatz in der Grube Meuro bei Großräschen.

Mit hellem Kies markieren die Laienschauspieler auf dem dunkeln Grubenboden den Grundriss ihres abgebaggerten Dorfes im Maßstab 1:100. Hier laden die ehemaligen Bückgener die Besucher in ihrer „Häuser“ und „Wohnzimmer“ – symbolisiert durch Stühle und Sofas. Dort erzählen 20 ehemalige Bewohner aus ihrem Leben, ihrem Alltag in der verlorenen Heimat und machen so Geschichte erlebbar. Gästeführer sowie der Fanfarenzug Großräschen und der Chor der Bergarbeiter Brieske leiten zu den einzelnen Erzählungen über.

Die Idee zu dem Projekt kam dem Theatermacher Montalta im Oktober 2003 auf einer Tagebauerkundung der IBA, als ihn die Erinnerungen der teilnehmenden Bückgener tief berührten. Bückgen wurde 1988/89 fast vollständig überbaggert, die 4.500 Bewohner des Ortes überwiegend in die neue Plattenbausiedlung in Großräschen-Nord umgesiedelt. Noch zehn Jahre lang war der Tagebau in Betrieb. 1999 wurde er still gelegt. Nur wenige Häuser konnten gerettet werden. In einem von ihnen befindet sich heute die Geschäftsstelle der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land.

Von 2000 bis 2010 entwickelt die IBA von hier ihre Konzepte zum Struktur- und Landschaftswandel im Revier. 2005 ist Halbzeit. In der IBA-Werkschau 2005 wird Zwischenbilanz gezogen. Mit einem zweitägigen Fest wird die Werkschau am 15. und 16. April eingeleitet. Zum Programm gehört die Eröffnung der großen Ausstellung „Bewegtes Land“ durch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (15. April, 12:00 Uhr) und die Aufführung von „Alles Verloren – Alles Gewonnen?“ (15. April, 14:00 Uhr und 16. April, 11:00 Uhr). In einem Künstlergespräch mit Regisseur Jürg Montalta und Vermittler Rainer Düvell besteht am Samstag Abend, 19 Uhr, die Möglichkeit, mit den Machern ins Gespräch zu kommen.

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letzte Änderungen: 26.1.2017 13:13