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Pressemitteilung vpm 04.04.2003

REKULA - Restrukturierung von Kulturlandschaften

Europäischer Wissensaustausch beginnt mit Auftaktkonferenz in Cottbus

Die Frage nach dem Umgang mit gestörten Landschaften stellt sich nicht nur in der vom Bergbau gezeichneten Lausitz.

In vielen Regionen Europas hat man ebenfalls mit zerklüfteten oder anderweitig industriell übernutzten Landstrichen zu tun. Um einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und gemeinsam mit betroffenen Ländern Lösungsstrategien zu entwickeln, wurde das EU-Projekt REKULA ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Partnern in Polen und Italien wird die Internationale Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land über drei Jahre wegweisende Strategien für den Umgang mit gestörten Landschaften in verschiedenen Regionen entwickeln. Das EU-Programm INTERREG III B. stellt Fördermittel in Höhe von 2,3 Millionen Euro zur Verfügung, das Gesamtprojekt hat einen Umfang von 3,7 Millionen Euro.

Hierbei übernimmt die IBA als Lead Partner die Gesamtkoordination des Projektes. Sie hatte als Mitgestalter auf der größten Landschaftsbaustelle Europas die Initiative zur Gründung von REKULA ergriffen. Seit dem 1. März 2003 ist das REKULA-Team mit dem IBA-Mitarbeiter Frank Poppe als Projektleiter vollständig besetzt. Die anderen Partner sind die Region Venetien mit der Fondazione Benetton Studi Ricerche (FBSR) in Italien sowie die Stadt Zabrze mit der Technischen Universität Gliwice in Polen.

Die Entwicklung neuer tragfähiger Landnutzungs- und Siedlungsmodelle auf der Grundlage des industriellen und kulturellen Erbes und unter Berücksichtigung der natürlichen Gegebenheiten ist nur eines der Vorhaben des Projektes REKULA. Außerdem sollen europaweit anwendbare Transfer Topics erarbeitet werden, die dann als übertragbare Instrumente des integrierten Landschafts- und Prozessmanagements genutzt werden können. Bei der Arbeit an den gestörten Kulturlandschaften sollen ökologische Sanierung, gestalterischer Anspruch sowie sozialer und wirtschaftlicher Nutzen in Einklang gebracht werden.

Weitere Ziele sind der Aufbau und die Etablierung von Netzwerken zum europaweiten Diskurs, dazu wird unter anderem ein Internetportal gestaltet.
Ein wichtiger Schritt wurde mit der Gründung eines Expertengremiums vollzogen. Den ersten Kern dieses Gremiums bilden Prof. Dr. Rolf Kuhn, Domenico Luciani und Prof. Dr. Nina Juzwa. Ein weiteres Ziel ist die Erarbeitung eines Managementhandbuches, welches die Ergebnisse des REKULA-Projekts zusammenfasst. Das Expertengremium und das Handbuch stehen für ein Weiterwirken von REKULA über die dreijährige Arbeit hinaus und können zur Hand genommen oder angerufen werden, wenn es um die Lösung ähnlicher Fragen geht.

Drei Pilotprojekte werden beispielhaft Möglichkeiten der Vorhaben aufzeigen:

- In der polnischen Wojewodschaft Schlesien hat man sich in einem durch die Montanindustrie monostrukturierten Ballungsraum mit reichem kulturellen Erbe dem Thema Werksiedlungen zugewandt. Im Rahmen der erforderlichen Betrachtung sozialer, ökonomischer und ökologischer Gesichtspunkte steht hier mit Wohn- und Stadtqualitäten das Soziale an erster Stelle.

- In Italien, im Gemeindegebiet Colle Umberto (Provinz Treviso), einem von intensiver Landwirtschaft und Zersiedlung geprägten Landstrich, steht das Thema Wassermanagement im Mittelpunkt. Hier soll eine stillgelegte Kiesgrube für die Nutzung als Wasserreservoir und als Flutungsbecken für den Hochwasserschutz untersucht werden. Der aus den Dolomiten kommende Fluss Piave, der neben der Bewässerung auch zur Energiegewinnung dient, soll wieder stärker ökologisch betrachtet werden und auch dem Hochwasserschutz, dem Tourismus und dem Fischfang dienen.

- Im Gebiet der IBA, der Lausitz, wird eine "Energielandschaft" als eine spezifische Form der Landschaftsumnutzung geplant. Dabei geht es um die wirtschaftliche und gestalterische Kombination unterschiedlicher Formen der regenerativen Energiegewinnung. Begleitend wird ein mobiler, durch erneuerbare Energie unabhängiger Ausstellungsraum ("Solarcontainer") entwickelt und gebaut. Er ist gleichzeitig ein Prototyp für ein Gebäude, das in gestörten Kulturlandschaften flexibel und temporär einsetzbar ist. Mit dem Slogan "Energieregion wird Energieregion" soll neben dem sozialen und ökologischen hier der ökonomische Aspekt von Nachhaltigkeit in den Vordergrund treten.

Insgesamt werden 17 Partner aus der Lausitzer Region heraus das Gelingen dieser anspruchsvollen Aufgabe unterstützen.

Die Eröffnungskonferenz am 4./5. April in Cottbus ist der erste offizielle Schritt des internationalen Dialogs zum Umgang mit gestörten Kulturlandschaften. Hier lernen sich alle Partner und lokalen Mitstreiter kennen und strukturieren ihre zukünftige Zusammenarbeit. Ein Logo für REKULA wurde bereits in Vorbereitung auf die Konferenz, im Rahmen eines Workshops in der IBA-Geschäftsstelle in Großräschen, mit jeweils zwei Studenten aus Polen, Italien und Deutschland erarbeitet. Es wird im Rahmen der Konferenz vorgestellt werden.

Erste Ergebnisse präsentiert REKULA während des Festivals der IBA-Partnerregionen in der Lausitz im September 2004.

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